Mit Tools von Sicherheitsbehörden illegale Aktivitäten im Unternehmen aufdecken

Einkauf, Produktion, Logistik, Vertrieb und Märkte bilden ein über Kontinente und Nationen verteiltes Netzwerk, das in seinen Details für Unternehmen schwer zu überblicken ist. Ein solcher Überblick mit dem Fokus auf das eigene Unternehmen trägt jedoch in vielfacher Weise zum Unternehmenserfolg bei. Das Projekt »Fraud Information-Fusion Intelligence« des Fraunhofer FKIE passt bewährte Ansätze und von Sicherheitsbehörden genutzte Verfahren und Werkzeuge auf die Anforderungen von Unternehmen an, entwickelt diese weiter und macht sie so etwa für die Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten nutzbar. Interessierte Unternehmen sind aktuell dazu aufgerufen, sich als assoziierte Partner für eine kostenlose Teilnahme am Projekt zu bewerben und ihre Sicht und Wünsche einzubringen. Das Projekt wird im Rahmen einer globalen Initiative gegen illegalen Handel von PMI IMPACT finanziert.

Betrügereien, Diebstahl und Markenpiraterie – illegale Aktivitäten zum Schaden von Unternehmen gibt es zuhauf. Sie fordern den globalen Handel massiv heraus. Da sie sowohl von außerhalb als auch aus dem eigenen Unternehmen heraus auftreten können, sind sie meist schwer zu identifizieren. Polizeien und andere Sicherheitsbehörden sind machtlos, da ihr Informationsaustausch häufig bereits innerhalb nationaler Grenzen scheitert. Was Unternehmen jedoch hilft, ist das Sammeln von Informationen und ihre Auswertung nach Hinweisen auf illegale Aktivitäten. Finden sich solche, kann ihnen nachgegangen und bei konkreter Beweislage mit gezielten Gegenmaßnahmen begegnet werden.

»Wir nutzen bewährte hoheitlich organisierte Sicherheitskonzepte, also Best Practices aus den Sicherheitsbehörden, und führen diese mit bewährten unternehmensspezifischen Sicherheitsarchitekturen zusammen«, erläutert Dr. Ralf-Michael Vetter, Leiter des Projekts »Fraud Information-Fusion Intelligence«, kurz FIFI, und Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE. »Ausgangspunkt des Projekts ist die Erkenntnis, dass umfassende, aktuelle Lageinformationen die wichtigste und wirksamste Grundlage für Konzernsicherheit darstellen.«

Unternehmensinformationen und externe Informationen greifen ineinander

Zu einem zuverlässigen Lagebild tragen dabei nicht nur unternehmenseigene, sondern auch externe Daten bei: »Informationen aus Presse und Medien, Social-Media-Kanälen, Internet und Darknet; aber natürlich müssen auch Informationen zur politischen Lage oder von Marktteilnehmern, Wettbewerbern und Kunden kontinuierlich mit in die Analyse einfließen«, so Vetter. »Welchen Informationen kann ich trauen? Wie wirken sie zusammen? Fragen wie diese sowie unterschiedliche Sprachräume und Rechtssysteme spielen hierbei eine erschwerende Rolle.«

Verknüpft mit der technischen Expertise der beteiligten Projektpartner in der Analyse strukturierter und unstrukturierter Daten sowie den neuesten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz soll im Rahmen von FIFI ein System entwickelt werden, das in der stetig wachsenden Menge der im Unternehmen verfügbaren Daten Unregelmäßigkeiten und Anomalien erkennt und auf diese Weise Rückschlüsse auf illegale Aktivitäten und entstehende Schäden liefert.

Teil einer weltweiten Initiative gegen illegalen Handel

Das Projekt »Fraud Information-Fusion Intelligence« ist finanziert durch »PMI IMPACT«, einer globalen Initiative von Philip Morris International, um Programme gegen illegalen Handel und damit verbundene Verbrechen zu unterstützen. Die Projektleitung liegt bei Fraunhofer FKIE, das als Institut die Bundeswehr, Bundespolizei, BSI sowie zahlreiche weitere Sicherheitsbehörden begleitet und unterstützt. Mit zwei Forschungsabteilungen, »Informationstechnik für Führungssysteme« (ITF) und »Sensordaten- und Informationsfusion« (SDF), arbeitet es dem Projekt in den Bereichen semantische Analyse, Tracking-Analyse und Anomalie-Erkennung zu. Weitere Partner sind der Verein DITS.center e.V., der über ein Expertenteam aus allen Teilen des Sicherheitsbereichs verfügt und das Projekt beratend begleitet, die Analytical Semantics AG, die auf die tiefe semantische Analyse großer Datenmengen spezialisiert ist und dazu einen eigenen Analyseansatz einbringt, sowie die Traversals Analytics and Intelligence GmbH, deren Aufgabe es ist, die unterschiedlichen Partneransätze in einem System zusammenzuführen und weitere eigene Analysetools zu integrieren.

An einer Teilnahme interessierte Unternehmen können sich dem Projekt aktuell noch als Partner assoziieren.