Digitalisierung in der Gefahrenabwehr

Feuerwehr & Katastrophenschutz

Der anhaltende Klimawandel, demografische Veränderungen und die digitale Vernetzung wirken sich stark auf die Aufgaben und auf das Handlungsumfeld vieler Rettungsorganisationen aus. Die resultierenden Herausforderungen können nur mit einer grundsätzlichen Bereitschaft zur Veränderung und in enger organisationsübergreifender Zusammenarbeit bewältigt werden. Technologische Innovationen, die sich nahtlos in operative Prozesse einfügen und die sich von den Einsatzkräften intuitiv nutzen lassen, sind dabei ein ganz wesentlicher Hebel. Anwendungsorientierte Forschungsprojekte bieten die Chance, diese Potenziale durch die Verschränkung komplementärer Kompetenzen und Fähigkeiten zielgerichtet zu erschließen. Auf geht’s!

»Wir als große Feuerwehr möchten mit der Forschung in den Dialog treten, um die drängendsten Fragen im Kontext der Digitalisierung aufzuzeigen und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten. Digitalisierung ist ein disruptiver Veränderungstreiber. Wir müssen versuchen, Schritt zu halten und die Dinge zu nutzen, die wir nutzen können. Erforderlich ist eine Digitalisierungsstrategie: In welchen Handlungsfeldern bietet Digitalisierung Vorteile? Wo nicht?«  

Dr. Christian Miller,
Leiter der Feuerwehr Köln

Maßgeschneiderte digitale Unterstützung

Auswahl von Referenzprojekten

 

Lokales initiales Krisenmanagement (lokik)

Die ersten Tage und Wochen nach der Flutkatastrophe 2021, die insbesondere das Ahrtal schwer getroffen hat, zeigten vor allem eines: Es fehlte ein System, das Gemeinden und  Hilfsorganisationen ein flexibles Lagebild zur Verfügung stellt, um ad hoc und koordiniert vorgehen zu können. Das Fraunhofer FKIE hat angesichts der unmittelbaren Erfahrungen aus dieser Katastrophe das Projekt »lokik«, kurz für »Lokales initiales Krisenmanagement«, gestartet.

 

Vernetzte Leitstelle schafft Lageübersicht

Auf unterschiedliche Systeme verteilte Daten, spärliche Informationen über die Lage am Einsatzort und ein eingeschränkter Eingriffsspielraum – das sind vielfach die Bedingungen, unter denen Feuerwehren heute arbeiten müssen. Das soll sich ändern. Künftig sollen Feuerwehren digital unterstützt und medienbruchfrei und bedarfsorientiert mit Informationen versorgt werden. Das Fraunhofer FKIE hat hierzu eine Lösung entwickelt, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt.

 

Informationen über die Brandlage an Bord

Brennt ein Schiff in einem Hafen, obliegt die Zuständigkeit für die Brandbekämpfung der landseitigen Feuerwehr. Für deren Einsatzkräfte kein alltäglicher Einsatz, birgt ein Brand an Bord eines Schiffes doch besondere Bedingungen, Herausforderungen und Risiken. Im Rahmen des Forschungsprojekts EFAS wurde ein Konzept entwickelt, das die Kommunikation und Übermittlung wichtiger Lagedaten bei Schiffseinsätzen sicherstellt.

 

Deutsches Zentrum für Rettungsrobotik

1,3 Millionen Feuerwehrleute leisten in Deutschland jährlich rund 3,9 Millionen Einsätze und sind hierbei immer wieder großen Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt. Künftig sollen sie daher von Robotern unterstützt werden. Um dieses Ziel voranzutreiben, haben 13 Partner, darunter das Fraunhofer FKIE, Ende 2018 den Aufbau des »Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums« gestartet.

 

Krisen-Warn- und Informationssystem

Während länger andauernder Schadenslagen wie Hochwasser oder dynamische Epidemien ist die Bevölkerung in hohem Maße auf Informationen von öffentlichen Stellen angewiesen. Zentrales Schlüsselelement ist hierbei die adressatengerechte Information. Genau an dieser Stelle setzt das Kommunale Krisen-Warn- und Informationssystem (KIWIS) an.

 

Transparenz in der maritimen Transportkette

Das »National Single Window« (NSW) ist ein zentrales behördliches Meldesystem für den deutschen Seeschiffsverkehr, das vorrangig administrative Daten meldepflichtiger Unternehmen und Behörden erfasst. Ziel des BMVI-geförderten Projekts »NSW-Plus« ist es, dieses System um sicherheitsrelevante operative Daten der gesamten maritimen Transportkette zu erweitern und allen beteiligten Akteuren zentral zur Verfügung zu stellen.

 

Roboter üben für den nuklearen Ernstfall

Unfall im Atomkraftwerk. Explosion nahe dem Reaktor. Wie sieht es in dem Gebäude jetzt aus? Droht Einsturzgefahr? Ist Strahlung ausgetreten? Menschen scheiden zur Aufklärung der Lage aus. Sie zu schicken, wäre viel zu gefährlich. Jetzt hängt alles an ihnen: Robotern! Doch sind diese so weit, verlässlich unterstützen zu können? Der »European Robotics Hackathon (EnRicH)« bietet die Gelegenheit, das zu testen.

 

Drohnentechnik ortet Schreie von Opfern

Im Falle einer Katastrophe zählt jede Minute, um Verletzte zu bergen. Mit Mikrofon-Arrays ausgestattete Drohnen können Rettungskräfte in Katastrophengebieten künftig dabei unterstützen, Überlebende schneller aufzuspüren und zu retten. Aus der Luft können sie Hilfeschreie oder Signale von Verschütteten erkennen und gleichzeitig gezielt orten.