Wachtberger Forschung schafft Sicherheit – bis in den erdnahen Weltraum hinein

Wissenschaftliche Exzellenz in Nordrhein-Westfalen – dafür steht auch der Name Fraunhofer. Am Montag konnte sich Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, bei einem Besuch in Wachtberg davon überzeugen: Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR und das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE öffneten die Türen ihrer Labore, um der Politikerin spannende Einblicke in die aktuellen Forschungsarbeiten der insgesamt fast 1.000 an den beiden Instituten beschäftigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu gewähren.

© Fraunhofer FHR/Hans-Jürgen Vollrath
Die nordrhein-westfälische Forschungsministerin Ina Brandes (7.v.r.) begleitet vom Landtagsabgeordneten Jonathan Grunwald (4.v.r.) und Bürgermeister Jörg Schmidt (6.v.r.) besuchten die Fraunhofer-Institute FHR und FKIE in Wachtberg.
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Ina Brandes war besonders beeindruckt von der Leistungsfähigkeit und Größe des Weltraumbeobachtungsradars TIRA.
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Zum Abschluss des Besuchsprogramms stellten FKIE-Cyberforensiker der Ministerin spannende Beispiele aus ihrer Forschungs- und Ermittlungsarbeit vor.

Wissenschaftsministerin Ina Brandes: »Aus dem Institut in die Industrie: Diesem Leitgedanken fühlen sich die Forscherinnen und Forscher der beiden Fraunhofer-Institute in Wachtberg besonders verpflichtet. Die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ein hervorragendes Beispiel für Spitzenforschung 'made in NRW', die helfen wird, Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Der Austausch von Wissenschaft und Unternehmen stärkt sowohl den Wissenschafts- als auch den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen.«

Prof. Dr. Peter Knott, Institutsleiter des Fraunhofer FHR, begrüßte die Ministerin am zweiten Standort des Instituts in Wachtberg-Villip. In modernen Büro- und Laborgebäuden arbeiten dort über 100 Forscherinnen und Forscher an industriellen Anwendungen der Hochfrequenz- und Radartechnik. Schwerpunkt ist hier der Innovationstransfer in kleine und mittelständische Unternehmen. Bereichsleiter Prof. Dr. Dirk Nüßler präsentierte der Ministerin nicht nur Projektbeispiele wie Radarsensoren für die Stahlindustrie oder 3D-gedruckte Antennen, sondern zeigte auch die moderne technologische Ausstattung, die es von der Chipentwicklung über die Aufbautechnik bis zur Systemintegration ermöglicht, nach den spezifischen Anforderungen des Kunden industrietaugliche Prototypen zu entwickeln

Das Forschungsnetzwerk terahertz.NRW

Das Fraunhofer FHR berichtete weiterhin zum Stand von terahertz.NRW, einem Projekt unter Federführung des Instituts mit Partnern an den Universitäten Bochum, Duisburg-Essen und Wuppertal und dem Fraunhofer IMS in Duisburg, das aus dem Haus der Ministerin gefördert wird. Sein Ziel ist es, die führenden Köpfe der Terahertz-Forschung zusammenzubringen, um das bislang noch relativ unerforschte, aber disruptive Potenzial der Technologie für neue mobile Anwendungen nutzbar zu machen.

Sicherheit im Weltraum dank Radar

Nicht fehlen durfte auch ein Besuch des Weltraumbeobachtungsradars TIRA, dem größten und in Europa einzigartigen Experimentalsystem des Fraunhofer FHR, das durch seine mit einem Durchmesser von 47,5 Metern riesige Dimension und weithin sichtbare weiße Hülle »ein wichtiges Markenzeichen der Region ist, auf das wir sehr stolz sind«, wie Jörg Schmidt, Bürgermeister der Gemeinde Wachtberg, bei dem Rundgang über den Campus der beiden Institute betonte. Bereichsleiter Dr. Lars Fuhrmann erläuterte den Gästen die Wichtigkeit von Radar zur Beobachtung des erdnahen Weltraums und die Bedeutung der Fraunhofer-Radare TIRA und GESTRA für die Sicherheit im Weltraum. Die hochrangige Besuchergruppe, zu der neben Ministerin Ina Brandes und Wachtbergs Verwaltungschef auch der Landtagsabgeordnete Jonathan Grundwald zählte, durfte das Radar nicht nur besichtigen, sondern auch live in Aktion und somit in »Rotation« erleben.

Forschung zur Cybersicherheit

Das Fraunhofer FKIE setzte bei seiner Institutsvorstellung einen klaren Schwerpunkt auf das Thema »Cybersicherheit«. Prof. Dr. Elmar Padilla, Leiter der Abteilung »Cyber Analysis & Defense«, präsentierte Ministerin Brandes den einzigartigen »Cybersicherheitsstandort Bonn«. Wichtige Stakeholder des Themas wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das Kommando Cyber- und Informationsraum (KdoCIR), die Bundesnetzagentur und der Bundesbeauftrage für Datenschutz, um nur einige zu nennen, seien in der ehemaligen Bundeshauptstadt in einzigartiger Dichte neben Universität und Hochschulen angesiedelt. Im Cyber Security Cluster Bonn (CSCB) hätten sie sich mit vielen weiteren Partnern und Unternehmen zusammengeschlossen, um gemeinsam Cybersicherheit zu gestalten.

Mit dem Cyber Campus NRW und dem Fraunhofer Lernlabor Cybersicherheit stellte Padilla schließlich zwei weitere Initiativen unter maßgeblicher Mitwirkung des Fraunhofer FKIE vor, die sich der Aus- und Weiterbildung der überall dringend gesuchten Cyber- und IT-Sicherheitsexperten annehmen.

Einblicke in die Arbeit eines Cyberforensikers

Zum Abschluss des Programms erhielten die Gäste einen kurzen, aber intensiven Einblick in die Arbeit eines Cyberforensikers. Drei FKIE-Wissenschaftler, auf deren Expertise Sicherheitsbehörden wie das BSI, die Bundespolizei oder der Verfassungsschutz regelmäßig für die aktive Unterstützung bei Ermittlungen zurückgreifen, führten praktisch vor, mit welchen Methoden Botnetze enttarnt oder die hinter Hackerangriffen stehenden Täter ermittelt werden können. Ganz besonders nachdenklich machte die Besucher die unter Ausnutzung einer von den Forschern aufgedeckten Sicherheitslücke live demonstrierte Möglichkeit, massenhaft unautorisierte Warnmeldungen auf Handys zu verschicken.